Unsere Wirtschaft verändert sich, und ich freue mich sehr darüber. Langsam, aber kontinuierlich, wandeln wir uns von einer Produktions- zu einer Beziehungswirtschaft.
Die Aufgabe, Dinge herzustellen, delegieren wir zunehmend an Maschinen. Stattdessen konzentrieren wir uns auf das, was den Menschen als Spezies ausmacht: unsere sozialen Fähigkeiten. Das Talent und die Freude daran, mit Menschen umzugehen, wird wichtiger. Gehorsam einem Grossunternehmen gegenüber unwichtiger. Es wird mehr Selbständige geben, weniger materielle Sicherheit, dafür mehr sinnhafte Arbeit. Es zählen nicht Autoritäten oder Hierarchien, sondern die Persönlichkeit. (Ich habe diese Woche in der “Handelszeitung” genau darüber geschrieben. Nur im Print am Kiosk erhältlich.)
Ich finde das grossartig! Und Hugh MacLeod auch! Und Dave Pell! Und unser Chef de Brainpower Cuisine, David Bauer! Und so viele mehr: Er, zum Beispiel, einer meiner Favoriten. Und sämtliche Personal Trainer, Rechtsberater, privaten Meditationslehrer, Physiotherapeuten, Psychologen, Seelsorger oder Steuerberater des Vertrauens.
Genau das ist übrigens das grosse Problem der Medienhäuser, auch wenn sie fälschlicherweise meinen, es ginge um Technologie: Die Menschen wollen Autoren, die sie als Individuen begleiten. Nicht Berichte, so “objektiv”, dass sie von einem Roboter sein könnten. Nachrichtenproduktion, halt.
Den klassischen Journalisten des Mittelfeldes gibt es darum bald nicht mehr. Es wird erstens die Fliessbandarbeiter des Nachrichtenbusiness geben. Und zweitens Persönlichkeiten, die uns inspirieren. Das können zufällig gelernte Journalisten sein. Viel öfter aber werden es engagierte Aktivisten (siehe etwa hier), clevere Experten, Künstler, Professoren oder was auch immer sein, die uns an ihren Gedanken und Ratschlägen teilhaben lassen.
Wenn also eine Medienmarke es noch irgendwie in die Zukunft schaffen will, geht es nur so: sie schafft es, dass die klügsten Persönlichkeiten des Landes (die beste Ökonomin, der charmanteste Schriftsteller, die ehrlichste Unternehmerin, der originellste Soziologe, die klügste Philosophin) dort, und nur dort, schreiben, und zwar direkt an die Leser gewandt. Und selbst das wird schwierig. Die Autoren können sich nämlich genau so gut direkt äussern – ohne Systemzwänge, Hierarchiekämpfe und Themendebatten -, und ein Abo für ihren Blog oder Newsletter verkaufen. Falls sie das wollen. So wie beispielsweise hier Konrad Hummler. Vielleicht schreiben sie ihn auch kostenlos, weil er für sie schlicht der Beziehungspflege mit ihren Kunden/Studenten/Landsleuten/Fachkollegen dient. (Siehe hier und hier.) Die neusten Einträge aller eigenen Favoriten kann man sich dann einfach per Twitter oder Newsletter servieren lassen.
Dass das Mittelfeld wegbricht, ist übrigens ein völlig normaler Vorgang, wenn eine Branche nach Jahrzehnte langem Schutz durch künstliche oder natürliche Marktbarrieren (Druckmaschinenmonopol) plötzlich dem Sturm ausgesetzt ist. Disruptive innovation, super Sache. Dasselbe passiert grad bei den Banken, ich sagte es schon: Es kommt plötzlich drauf an.