Die Mutterschaftsstrafe

Kommt das erste Kind, brechen die Löhne von Frauen ein: Das zeigen neue Daten für die Schweiz. Die Ursache liegt auf der Hand.

Die Fakten sind schnell erzählt, und sie überraschen kaum: Frauen verdienen nach der Geburt eines Kindes deutlich weniger als vergleichbar qualifizierte Männer, die ebenfalls Nachwuchs bekamen.

Der Graben vertieft sich ausserdem mit der Zeit. Im Jahr der Geburt liegt das Einkommen der Neumütter um 20 Prozent tiefer als jenes der Neuväter; im darauffolgenden Jahr sind es bereits 39 Prozent und im übernächsten Jahr 40 Prozent.

Bei einem mittleren Lohn summiert sich diese Differenz auf jährlich rund 20’000 Franken. Im Total über sechs Jahre, also etwa bis das Kind zur Schule geht, macht dies insgesamt 120’000 Franken aus.

Plötzlich geht die Schere auf
Diese beachtliche Einkommenseinbusse oder wage penalty, die Frauen für ihre Elternschaft bezahlen, haben Ökonomen auch für andere Länder belegt, zuletzt prominent ein Team um Princeton-Forscher Henrik Kleven für Dänemark.

Der Ökonom Lucas Tschanvon der Universität Luzern hat nun Klevens viel zitierte Methodik auf die Schweiz angewandt. Er verglich dabei – und das ist wichtig zu erwähnen, denn nicht alle Lohnanalysen tun dies – die Einkommen von Frauen und Männern in ähnlichem Alter, mit ähnlicher Ausbildung und Berufserfahrung, also in vergleichbaren Situationen.

Das Fazit seiner Arbeit: Kurz vor der Elternschaft sind die Löhne von Frauen und Männern heute fast gleich – danach öffnet sich eine Schere, die sich oft ein Berufsleben lang nicht mehr schliesst.

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(17.12.2018)

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